Blue Yeti Nano im Test: Kristallklare Tonqualität
Ab und zu ein Tag im Homeoffice gehört für viele Bürostuhlakrobaten zum Alltag. Grund genug, die heimische Technik aufzurüsten, um in Online-Meetings und -Präsentationen professioneller zu wirken. Das geht erstaunlich einfach – mit einem USB-Kondensatormikrofon, das die Tonqualität schlagartig auf ein neues Niveau hebt. Mikrofon per USB verbinden und fertig.
Aber welches Mikrofon kaufen? Meine Empfehlung ist das Blue Yeti Nano von Logitech für ca. 120 € (Dezember 2024). Mich hat das hochwertige Mikrofon im dezenten Retro-Stil sofort überzeugt. Der Unterschied zu meinem vorherigen Headset war unüberhörbar – im wahrsten Sinne des Wortes!
In dieser Rezension möchte ich meine Eindrücke teilen, aber auch klären, weshalb das Blue Yeti Nano deutlich besser klingt als Mikrofone herkömmlicher Headsets. Spoiler: Das Geheimnis liegt in der Kondensatormikrofon-Technologie.
Das Unternehmen Blue und sein Yeti Mikrofon
Blue Microphones wurde vom amerikanischen Musiker Skipper Wise zusammen mit Mārtiņš Saulespurēns, einem lettischen Toningenieur, im Jahr 1995 gegründet.
Blue Microphones produzierte zunächst professionelle Mikrofone für den Einsatz im Studio. Später folgten Mikrofone für Privatanwender und im Jahr 2009 das, bis heute äußerst populäre, Blue Yeti Mikrofon.
Im Jahr 2018 wurde Blue Microphones von namhaften Computerzubehör-Hersteller Logitech übernommen, sicherlich maßgeblich mitbegründet durch den Erfolg des Blue Yeti.
Während das originale Yeti einige Features professioneller Mikrofone, wie eine Gain-Regelung, mit auf den Weg bekam, wurde das Yeti Nano für Anwender ohne Tontechnikexpertise entwickelt. Das Yeti Nano zielt auf "Freunde guter Tonqualität" ab, die bereit sind, das letzte Quäntchen an Qualität für ein einfaches Plug-and-Play-Mikrofon ohne komplizierte Konfiguration zu opfern.
Das Yeti Nano im Detail
Das Yeti Nano wird als Tischmikrofon geliefert, bietet aber auch die Möglichkeit, es an einem Mikrofonarm zu montieren. Sowohl das Mikrofon als auch der Tischständer sind hochwertig verarbeitet und überraschend schwer für die kompakte Größe (630 Gramm). Durch das elegante Design im dezenten Retrostil macht das Yeti Nano auch vor der Kamera einen guten Eindruck.
Das Mikrofon verfügt über zwei Anschlüsse auf der Unterseite: einen Mikro-USB-Anschluss für die Verbindung zum Computer und einen 3,5-mm-Klinkenausgang für Kopfhörer.
Über den Kopfhörerausgang wird die Mikrofonaufnahme latenzfrei und unbearbeitet wieder ausgegeben. D.h. der Ton wird nicht über USB an den Computer gesendet, eventuell bearbeitet und über dessen Ausgang abgespielt. Stattdessen wird, analog zu professionellen Mikrofonen, der Ton sofort und im Original am Gerät ausgegeben. Gleichzeitig kann der Computersound auf den Kopfhörerausgang umgeleitet werden. So hört man in Online-Meetings die Gesprächspartner, überlagert mit der eigenen, latenzfreien Stimme.
An der Vorderseite des Yeti Nano befindet sich ein Drehknopf mit LED-Ring. Dieser Drehknopf reguliert die Lautstärke des Kopfhörerausgangs oder schaltet mit einem Knopfdruck alles stumm. Auf der Rückseite ist ein Knopf, mit dem zwischen Omni- und Cardioid-Richtcharakteristik gewechselt wird.
Die Omni-Richtcharakteristik nimmt den Ton aus allen Richtungen gleichmäßig auf, was für Podcasts mit Gästen, Gruppeninterviews oder Diskussionsrunden ist.
Die Cardioid-Richtcharakteristik nimmt den Ton direkt vor dem Mikrofon auf, was Hintergrundgeräusche minimiert und ihn perfekt für Online-Meetings, Streaming oder die Erstellung von YouTube-Videos macht.
Für die bisher beschriebene Funktionalität sind keine Treiber erforderlich, da sämtliche Prozesse direkt in der Mikrofon-Hardware integriert sind.
Die Kondensator-Technologie
Mein bisheriges Headset ließ meine Stimme flach, wenig dynamisch und blechern klingen. Mit dem Yeti Nano hingegen klingt meine Stimme deutlich voller und satter. Dieser Unterschied beruht auf der eingesetzten Mikrofontechnologie: Das Yeti Nano nutzt ein Kondensatormikrofon, während herkömmliche Headsets in der Regel auf dynamische Mikrofone setzen.
Kondensatormikrofone arbeiten nach dem elektrischen Prinzip des Kondensators. Im Mikrofon befinden sich zwei dünne Metallplatten: eine feste Platte und eine bewegliche Platte, die durch Schallwellen in Bewegung versetzt wird. Diese Bewegung verändert das elektrische Feld zwischen den Platten, wodurch das Tonsignal letztendlich erzeugt wird.
Dieses Prinzip der frei schwingenden Kondensatorplatte ermöglicht es, subtilste Nuancen der Schallwellen zu erfassen, wodurch die Stimme klarer und natürlicher klingt. Im Gegensatz dazu sind dynamische Mikrofone in herkömmlichen Headsets weniger empfindlich und beschneiden oft hohe und tiefe Frequenzen. Infolgedessen wirkt die Stimme weniger lebendig, teilweise sogar blechern.
Wer sich unter dieser bildhaften Beschreibung der Tonunterschiede nichts vorstellen kann, dem empfehle ich, Vergleichsaufnahmen zwischen Kondensatormikrofonen und dynamischen Mikrofonen von YouTubern anzuhören.
Zuletzt: Die Vorteile eines Kondensatormikrofons kommen natürlich nicht ohne einige Nachteile. Neben dem höheren Preis ist ein weiterer Nachteil, dass Kondensatormikrofone (konsequenterweise) Hintergrundgeräusche besser aufzeichnen. Man muss also für eine ruhige Umgebung sorgen oder eine softwareseitige Geräuschunterdrückung aktivieren. Das Yeti Nano nimmt beispielsweise ohne den Einsatz von Filtern sogar die Tastaturanschläge beim Tippen auf.
Weitere technische Feinheiten
Das Yeti Nano erfasst ein breites Frequenzspektrum von 20 Hz bis 20 kHz, wohingegen dynamische Mikrofone in Headsets sich oft auf 100 Hz bis 10 kHz beschränken. Das bedeutet, dass das Yeti Nano sowohl höhere als auch tiefere Töne aufzeichnen kann und die Stimme detailgetreuer wiedergibt.
Das Yeti Nano arbeitet mit einer Samplingrate von 48 kHz. Das heißt, das Mikrofon nimmt 48.000 Signale pro Sekunde auf, während Headsets meist nur mit 16 bis 44 kHz arbeiten. Dieser Unterschied trägt dazu bei, dass das Yeti Nano mehr kleine, schnelle Details erfassen kann, was zu einer präziseren und klareren Klangwiedergabe führt.
Weiterhin nutzt das Yeti Nano eine Bit-Tiefe von 24 Bit. Das bedeutet, dass das Mikrofon jeden der 48.000 Werte pro Sekunde mit 24 Bit kodiert, wohingegen Headsets meist nur 16 Bit verwenden. Dieser Unterschied ermöglicht es dem Yeti Nano, feine Nuancen und eine wärmere Klangqualität zu erfassen, was besonders bei Sprachaufnahmen und detaillierten Audioanwendungen von Vorteil ist.
Die Software Logitech G Hub
Logitech hat die bekannte Sherpa-Software von Blue in seine Logitech G HUB-Software integriert.
Im G HUB können einerseits grundlegende Einstellungen wie Richtcharakteristik und Eingangsverstärkung des Mikrofons sowie Ausgangslautstärke des Kopfhörerausgangs konfiguriert werden.
Andererseits können tiefergehende Einstellungen vorgenommen werden, indem zunächst ein kurze Audioprobe eingesprochen und aufgezeichnet wird. Diese Sample kann dann in Dauerschleife abgespielt werden, während man über die verschiedenen Parameter der eigenen Stimme die perfekte persönliche Note verleiht.
Zu den konfigurierbaren Parametern gehören beispielsweise Dämpfung tiefer, mittlerer und hoher Frequenzbereich, die im Voice Equalizer feinjustiert werden. Weitere Parameter umfassen De-Esser (reduziert scharfe Zischlaute wie "s"-Laute) oder De-Popper (reduziert plosive Laute wie "p"-Laute), die im Abschnitt zur Signalbereinigung angepasst werden können.
Wer sich nicht tief in die Tontechnik einarbeiten möchte, kann einfach auf der linken Seite des G HUB seinen Favoriten aus einer Liste von Voreinstellungen auswählen und gegebenenfalls auf der rechten Seite des G HUB nachjustieren.
Last but not least eines meiner Lieblingsfeatures des G HUBs. Die Definition von Profilen, die automatisch je nach aktiver Software umgeschaltet werden. Für Online-Meetings habe ich beispielsweise ein Profil konfiguriert, das mich warm und freundlich klingen lässt. Dieses Profil wird von G HUB automatisch aktiviert, sobald Microsoft Teams oder Zoom aktiv ist.
Für Gaming-Abend habe ich ein weiteres Profil konfiguriert, das mich tiefer und autoritärer klingen lässt. G HUB aktiviert dieses Profil ebenso automatisch, wenn eines der eingestellten Spiele aktiv ist.
Fazit
Das Yeti Nano bietet eine beeindruckende Klangqualität und vielseitige Einsatzmöglichkeiten, die es deutlich von herkömmlichen Headsets abheben. Das einfach Plug-and-Play sowie das elegante Design machen es ideal für Homeoffice, Podcasting und Streaming. Trotz etwas höherer Anschaffungskosten ist das Yeti Nano eine lohnenswerte Investition für jeden, der Wert auf klare und detailreiche Audioaufnahmen legt.
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