Reolink Video-Türklingel: Komfort, Sicherheit, keine Abofalle
Ich war auf der Suche nach einer smarten Video-Türklingel und bin bei meiner Recherche schnell auf den Marktführer Ring.com gestoßen.
Aber genauso schnell kamen damit die ersten Fragezeichen auf:
- Ich soll ein kostenpflichtiges Abo abschließen, um die volle Funktionalität zu nutzen?
- Ich soll meinen privaten Videostream in deren Cloud speichern?
Nein! Ich lege großen Wert auf Datenschutz und Privatsphäre – und vor allem möchte ich für eine Türklingel keine monatliche Gebühr zahlen. Das geht mir entschieden zu weit.
Also begann ich, nach Alternativen zu suchen. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn ich bin auf die Video Doorbell von Reolink gestoßen – ein Unternehmen, das Wert auf Datenschutz legt und keinem Nutzer ein Abo aufzwingen will.
In diesem Review möchte ich von meinen sehr positiven Erfahrungen mit der Reolink Video Doorbell berichten, die ich nun seit neun Monaten im Einsatz habe.

Konnektivität: Daten und Strom
Eine smarte Video-Türklingel entfaltet ihren vollen Nutzen erst, wenn sie mit weiteren Geräten wie Smartphone, Tablet oder einem Smarthome-Server verbunden wird. Die Reolink Video Doorbell bietet zwei Ausführungen bzgl. Verbindung an: eine Ausführung mit kabelloser WiFi-Verbindung sowie eine Ausführung mit kabelgebundener Ethernet-Verbindung.
WiFi vs. Ethernet
Die WiFi-Ausführung wird kabellos in das heimische WLAN eingebunden und über die zwei klassischen Klingeldrähte mit Strom versorgt (siehe Abschnitt "Stromversorgung" weiter unten).
Die Ethernet-Ausführung hingegen wird über ein Ethernetkabel in das Heimnetzwerk eingebunden, was sowohl die Datenübertragung als auch die Stromversorgung sicherstellt (Power-over-Ethernet, kurz PoE). Dafür wird jedoch ein PoE-fähiger Switch benötigt, der den Strom über dasselbe Ethernetkabel liefert, über das auch die Daten laufen.
Falls kein PoE-Switch vorhanden ist, kann die Stromversorgung – analog zur WiFi-Ausführung – ebenfalls über die beiden Klingeldrähte erfolgen.
Stromversorgung
Wie bereits erwähnt, erfolgt die Stromversorgung entweder über Power-over-Ethernet oder über die zwei klassischen Klingeldrähte. Jeder Hauseingang sollte mit solchen Drähten ausgestattet sein. Diese Drähte führen in den Sicherungskasten und sind dort an einem Trafo angeschlossen. Dieser Trafo versorgt die klassische Türklingel mit Strom.
Für die Reolink Video-Türklingel ist ein Trafo mit einer Spannung von 12 bis 24 Volt notwendig. Vor dem Kauf der Reolink Video Doorbell sollte daher die Spannung des heimischen Trafos überprüft werden. Die Spannung ist üblicherweise auf dem Trafo selbst aufgedruckt. Ältere Trafos liefern oft nur 8 Volt. In diesem Fall muss der alte Trafo, gemeinsam mit der alten Klingel, seinen Platz räumen.
Eine batteriebetriebene Ausführung bietet Reolink übrigens nicht an.
Meine Wahl
Ich habe für ein Ethernetkabel neben unserer Haustür gesorgt, die Ethernet-Ausführung der Reolink Video Doorbell und einen PoE-Switch gekauft. Ich erhoffe mir einen ruckelfreien und hoch aufgelösten Videostream durch diese Kombination - und wurde in den letzten neun Monaten kein einziges Mal enttäuscht.
Video im Hochformat oder Querformat
Die Farbe ist entscheidend
Sowohl die WiFi- als auch die Ethernet-Ausführung der Reolink Video Doorbell ist in Schwarz und Weiß erhältlich.
Dabei gibt es jedoch einen wichtigen Punkt zu beachten: Im Gegensatz zu den meisten anderen Produkten ist die Farbwahl bei der Reolink Video-Türklingel auch eine technische Entscheidung.
- Die schwarze Ausführung bietet ein breites Sichtfeld im 4:3-Seitenverhältnis mit 135 Grad horizontalem und 100 Grad vertikalem Sichtfeld.
- Die weiße Ausführung hingegen liefert ein hohes Sichtfeld im 3:4-Seitenverhältnis mit 100 Grad horizontalem und 135 Grad vertikalem Sichtfeld.
Die Frage lautet also:
Was will man sehen?
Das breite Sichtfeld der schwarzen Ausführung zeigt mehr von der Umgebung links und rechts der Haustür. Damit können Personen frühzeitig erkannt werden, wenn sie sich von einer der beiden Seiten nähern – beispielsweise von der Straße oder einem Weg.
Das hohe Sichtfeld der weißen Ausführung erfasst hingegen mehr von der Umgebung nach oben und unten. Besonders nützlich ist dies, wenn Pakete vor der Haustür abgelegt werden oder wenn der Eingangsbereich schmal ist und seitlich weniger Sicht benötigt wird.
Meine (uninformierte) Entscheidung
Mir war diese Unterscheidung vor dem Kauf nicht bekannt, und meine Entscheidung fiel allein aufgrund der Farbe auf die schwarze Ausführung.
Diese Wahl erwies sich als sehr passend für unser Grundstück: Das breite Sichtfeld der schwarzen Ausführung deckt nicht nur den Eingang, sondern auch unsere Hofeinfahrt und den Zugang zur Garage ab.
Allerdings zeigte sich auch ein Nachteil: Pakete, die direkt vor der Tür liegen, werden im Bild nicht erfasst. Stattdessen sind nur Pakete erkennbar, die weiter entfernt von der Klingel – am anderen Ende der Haustür – abgelegt werden. Zum Glück gibt es für dieses Problem eine interessante Alternative (siehe Abschnitt "Personenerkennung" unten).
Montage und Inbetriebnahme
Die Entscheidung zwischen WiFi- oder Ethernet-Ausführung sowie zwischen Schwarz und Weiß ist gefallen, die Video-Türklingel wurde bestellt und geliefert – sodann steht die Montage des guten Stücks an.
Außeneinheit
Die Montage der Video-Türklingel sollte für jeden machbar sein und ist in 15 bis 30 Minuten erledigt. Im Lieferumfang befinden sich alle notwendigen Schrauben, Dübel sowie Strom- und Ethernetkabel. An Werkzeug wird lediglich eine Bohrmaschine und ein Schraubendreher benötigt.
Der Klingel liegt ein winkliger Aussatz bei, der optional zwischen Klingel und Rückplatte eingesetzt werden kann. Dieser Aufsatz erlaubt es, die Kamera nach rechts oder links auszurichten, dass sie in Richtung der Besucher statt geradeaus schaut.

Inneneinheit: Der Chime
Die Reolink Video-Türklingel besteht genau genommen aus zwei Hauptkomponenten: (a) der Außenklingel und (b) dem Chime (engl. Gong), der in eine Steckdose im Innenraum gesteckt wird.
Der Chime spielt beim Betätigen der Klingel einen von zehn auswählbaren Sounds ab und ist über eine Funkverbindung mit der Video-Türklingel verbunden. Besonders praktisch ist dabei, dass der Chime ohne zusätzliche Einrichtung oder Konfiguration sofort funktioniert und so den traditionellen Betrieb der Türklingel sicherstellt.
Die erweiterten, smarten Funktionen der Video-Türklingel erfordern hingegen die Nutzung eines Smartphones, Tablets oder PCs.
Die Reolink App
Nach der Montage und Inbetriebnahme folgt der letzte Schritt: das Einrichten der Video-Türklingel über die Reolink App.
Einrichtung
Mit der Reolink App können übrigens nicht nur die Video Doorbell, sondern auch weitere Überwachungskameras von Reolink zentral gesteuert werden.
Das Einrichten der Video Doorbell über die App ist schnell, unkompliziert und selbsterklärend. In der App wird auf das Pluszeichen getippt, wodurch die Kamera aktiviert wird. Anschließend wird der QR-Code auf der Rückseite der Außeneinheit gescannt. Nach dem Scannen verbindet sich die App automatisch mit der Video-Türklingel, und ein Passwort wird festgelegt – damit ist die Einrichtung abgeschlossen.
Sind diese Schritte durchgeführt, stehen alle Features der smarten Video-Türklingel zur Verfügung. Bevor ich über diese Features schreibe, möchte ich zunächst noch auf den lokalen bzw. den remote Zugriff eingehen.
Lokaler Zugang
Die Reolink App verbindet sich direkt mit der Video-Türklingel, wenn das Smartphone im heimischen WiFi, ebenso wie die Video-Türklingel, eingeloggt ist. Die Verbindung ist direkt zwischen App und Video-Türklingel – ganz ohne Cloud.
Dies stellt das sicherste Szenario dar, da niemand den privaten Videostream kompromittieren, also etwa mitschneiden, kann.
Remote Zugang
An dieser Stelle wird es etwas technisch. Denn die Video Doorbell, ebenso wie viele andere Reolink-Produkte, kann auch unterwegs erreicht werden.
Das funktioniert ohne Cloud, der private Videostream wird nicht in irgendeiner Cloud gespeichert oder analysiert.
Die Funktionsweise sieht folgendermaßen aus: Zunächst legt man einen Reolink-Account. Dabei wird automatisch die Seriennummer (UID) der eigenen Video-Türklingel im Reolink-Account hinterlegt.
Wird die App außerhalb des heimischen WiFi-Netzwerks geöffnet, richtet die App eine Anfrage an die Reolink-Server. Die Server fungieren jedoch nur als Vermittler: Zwischen der App und der Video-Türklingel wird eine direkte, verschlüsselte Verbindung hergestellt (Peer-to-Peer-Verbindung).
Sobald die Verbindung aufgebaut ist, erfolgt die weitere Kommunikation nur noch zwischen App und Video-Türklingel.
Deaktivierung des remote Zugangs
Nutzer, die den remote Zugang aus Datenschutzgründen oder persönlichen Präferenzen nicht nutzen möchten, können diese Funktion deaktivieren.
Eine Möglichkeit zur Deaktivierung konnte ich jedoch in der Reolink App nicht finden. Stattdessen muss man sich über den Browser und die IP-Adresse der Video-Türklingel direkt auf die Weboberfläche des Geräts schalten. Unter den Einstellungen (Zahnrädchen-Symbol) findet man "Netzwerk", dann "Advanced" und die Einstellung "Enable UID", die inaktiviert werden muss. Damit ist der remote Zugang deaktiviert.
Die Benennung dieses Features könnte sprechender gewählt werden. Ebenso wäre die Aktivierung bzw. Deaktivierung in der App wünschenswert.

Smarte Features
Nun geht es endlich an die wirklich interessanten Features der Reolink Video Doorbell.
Personenerkennung und Replay
Das für mich beste Feature einer smarten Video-Türklingel ist die Aufzeichnung von Besuchern während man nicht Hause ist. Ich möchte ja wissen, wer (a) mich freundlich gesinnt besuchen 🙋♂️ oder (b) feindlich gesinnt unserem Haus nähern wollte 🦹
Die Reolink Video Doorbell erkennt Bewegung, Fahrzeuge, Personen und klingende Besucher. Die Zeitpunkte dieser Ereignisse werden markiert und entweder auf der internen SD-Karte der Video-Türklingel (nicht im Lieferumfang) oder auf einem verbundenen Netzwerk-Speicher aufgezeichnet. Die Aufnahmen können jederzeit über die App abgerufen und angesehen werden.
Praktischerweise lassen sich in der App Bereiche definieren, die von der Aufzeichnung oder der Bewegungserkennung ausgenommen werden – etwa, um Störquellen wie öffentliche Gehwege oder Nachbargrundstücke auszublenden.
Ein negativer Punkt ist mir hier allerdings aufgefallen: Regen und Schnee werden oft fälschlicherweise als "Bewegung" erkannt. Ich hoffe, dass dies mit einem künftigen Update korrigiert wird.
Live-Stream und Gegensprechanlage
Auf meinem Platz zwei ist eines der Standard-Features von smarten Video-Türklingeln. Beim Klingeln wird eine Push-Nachricht auf das Smartphone geschickt, das Live-Video von der Haustür übertragen und eine Gegensprechfunktion angeboten. Dieses Feature funktioniert mit der Reolink Video-Türklingel ohne signifikante Verzögerungen.
Automatische Antwort
Zusätzlich bietet die Reolink Video Doorbell ein Feature, das an einen Anrufbeantworter erinnert. Falls innerhalb eines festgelegten Zeitraums (z. B. 5 oder 10 Sekunden) nicht auf das Klingeln reagiert wird, kann die Video-Türklingel eine vorab aufgezeichnete Nachricht abspielen.
Typische Beispiele wären: „Wir sind hinter dem Haus im Garten“ oder „Legen Sie das Paket bitte vor der Tür ab“.
Video-Türklingel als Überwachungskamera
Die Video Doorbell kann zusätzlich als Überwachungskamera fungieren. Der Videostream kann kontinuierlich aufgezeichnet und entweder auf der internen SD-Karte oder auf einem externen Netzwerkgerät gespeichert werden.
Um dabei die Privatsphäre von Nachbarn oder andere sensible Bereiche zu schützen, stehen in der App Einstellungen zur Verfügung, mit denen gewisse Abschnitte des Kamerablickfelds geschwärzt werden können. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nur relevante Bereiche gefilmt werden.
Smart-Home-Anbindung
Google Assistant und Amazon Alexa werden unterstützt, während Apple HomeKit leider leer ausbleibt. Für Home Assistant gibt es eine offizielle Integration. Dieses Thema steht noch auf meiner ToDo-Liste!
Mein Fazit
Klarer Kauf! Coole Features, gute Qualität, viele Erweiterungs- und Bastelmöglichkeiten im Rahmen eines Smart Home Systems.
Alles funktioniert ohne ein kostenpflichtiges Abo oder den Upload des Videostreams in eine Cloud – ein klarer Vorteil gegenüber vielen anderen Produkten auf dem Markt.
Danke an Reolink!
PS: Selbstverständlich ist die Video-Türklingel wasserdicht: IP65!